Oberhausen, Ostern 2019
Liebe Freundinnen und Freunde von Kinder in Rio,
„Vielen Dank für alles, was Ihr uns ermöglicht. Das größte Geschenk ist für mich, wie wunderbar Ihr mit meinem Sohn umgeht. Gott segne Euch und gebe Euch Gesundheit, damit Ihr weiterhin voller Energie für unsere Kinder da sein könnt. Mir fehlen wirklich die Worte, um meine Dankbarkeit auszudrücken.“
Diese Worte schrieb Marina, die Mutter des kleinen Luiz Davi, unserer Lehrerin Nyeta, die das Projekt „Erziehung zum Frieden“ in der Favela „Complexo do Turano“ in Rio leitet.
Diesen Dank, liebe Freundinnen und Freunde von Kinder in Rio, leiten wir gerne an Sie weiter. Denn wenn Sie nicht an diese Kinder denken und von dem was Sie besitzen, etwas abgeben würden, gäbe es dieses so wertvolle Projekt nicht.
Zwei Mal pro Woche treffen sich Nyeta und Luis mit etwa 20 Kindern im Grundschulalter für das Projekt „Erziehung zum Frieden“ in der Kita „Chapeuzinho Marrom“. Die Kinder kommen alle aus armen teilweise prekären Lebensverhältnissen und zerrütteten Familien.
„Ich kenne Traurigkeit“, sagt der achtjährige Felipe über sich selbst. Seine Mutter und seine Großmutter sind kurz hintereinander gestorben. Der einzige, der ihm geblieben ist und sich um ihn kümmert, ist sein Großvater. „Mein Vater möchte nichts von mir wissen, er ist einfach weggegangen“, sagt Felipe.
Die anderen Kinder stehen auf, gehen zu ihm und umarmen ihn. „Gut, dass du deinen Großvater hast. Und du hast uns, deine Freunde“, sagen sie.
„Was sind Gefühle?“, fragt Nyeta die Kinder. „Das ist etwas, das hier entsteht“, sagt der siebenjährige Luiz und zeigt auf sein Herz – „und hier rauskommt“ und zeigt auf sein Gesicht. Und ob Gefühle auch über Gesten gezeigt werden können, fragt Nyeta. „Ja“, sagt ein Kind: „Wenn jemand wütend wird und sich nicht unter Kontrolle hat, kann er andere Menschen schlagen.“
Immer wieder wird in den Gesprächen mit den Kindern klar, in welcher Realität sie aufwachsen. Was ihnen nicht an ihrem Viertel gefällt? Alle, ohne Ausnahme, sprechen vom Drogenhandel, der Gefahr, die davon für sie ausgeht, der Angst und wie schlimm es sei, wenn es Schießereien zwischen Gangs und Polizei gibt. Es macht traurig, Grundschulkinder so vertraut über diese Themen sprechen zu hören. Alle sagen, dass es mehr Polizeipräsenz geben müsse, um Drogen- und Waffenhandel zu verhindern. Nichts, worüber sich ein sechs- jähriger Gedanken machen sollte. Doch das ist die Realität in Rio.
Das Projekt „Erziehung zum Frieden“ ist nur ein Beispiel für die Arbeit, die unsere MitarbeiterInnen in der Nachmittagsbetreuung Projekten leisten. Bei all diesen Maßnahmen geht es uns darum, dass die Kinder und Jugendlichen zumindest einen Teil des Tages von der Straße weg sind, wo zu viele Gefahren lauern. In den unterschiedlichen Angeboten stärken die Kinder ihr Selbstwertgefühl und ihre Eigenverantwortung, erlernen wichtige soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Toleranz, Respekt oder Kommunikationsfähigkeit. Durch die erlebten Erfolge werden ihnen Lebensperspektiven aufgezeigt, die außerhalb von Drogen, Kriminalität und Gewalt liegen. Und das verdanken diese Kinder ebenso Ihnen.
Liebe Freundinnen und Freunde von Kinder in Rio, wir danken Ihnen von Herzen und hoffe, dass Sie auch weiterhin so zuverlässig an unserer Seite bleiben. Ihre Spende trägt dazu bei, das Leben eines Kindes in Rio ein kleines bisschen sicherer, friedlicher und hoffnungsvoller zu machen!
Feliz Pascóa - Frohe Ostern
Sonja Kienzle
Vorstandsvorsitzende Kinder in Rio e.V.
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