Liebe Freundinnen und Freunde von Kinder in Rio,
als ich zum ersten Mal ein Projekt vom Kinder in Rio e.V. besuchte, fuhren wir in eine Region von Rio de Janeiro, die ich bis dahin noch nicht kannte: das Viertel „Complexo 18“ im Norden der Stadt. Die Straße führte einen Hügel hinauf. Zunächst wirkte das bunte und geschäftige Treiben auf der Straße nicht ungewöhnlich. Doch dann nahm ich aufmerksam kontrollierende Blicke um mich herum wahr. Und Pistolen, die am Hosenbund mancher Männer und auch Jungen aufblitzten. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit. An unserem Ziel angekommen, stiegen wir aus dem Wagen, gingen ein paar Schritte weiter den Hügel hinauf, dann durch ein Tor – und ich konnte aufatmen: Schlagartig waren wir in einer anderen Welt: Kinderlachen, Essensgeruch, leuchtende Augen, warme Umarmungen.
Das war 2015, als ich die Kampagne „Rio bewegt.Uns.“ betreute, und in dem Zuge die Kita Pintinho Dourado besuchte. Dieser Besuch wirkt bis heute nach. Diese friedliche Oase, die dort für die Kinder existierte. Kinder, die so fröhlich für uns sangen, zusammen spielten, aßen und friedlich schliefen. Ich erinnere mich, wie sie unter bunten Decken, auf Matten nebeneinander auf dem Boden lagen. Über ihren Köpfen Einschusslöcher. Von Schusswechseln der Drogenbanden, die das Viertel in ihrer Hand haben.